Anfang Februar war in der Freien Presse zu lesen, dass die Jobs von fünf Schulsozialarbeitern im Erzgebirgskreis bedroht seien. Was hat es damit auf sich?
Zuständig für Entscheidungen zur Jugendhilfe und Schulsozialarbeit ist im Erzgebirgskreis der Jugendhilfeausschuss. Der Ausschuss hat 24 Mitglieder, darunter acht Kreistagsmitglieder, die aus den Fraktionen CDU/FDP, AfD und Freie Wähler kommen. Die SPD-GRÜNE-Fraktion hat keinen Sitz in diesem Ausschuss.
Bei seiner Sitzung am 13. November 2024 hat der Jugendhilfeausschuss die Vorlage „Förderung von Maßnahmen auf der Grundlage des Jugendhilfeplanes des Erzgebirgskreises für das Jahr 2025 (Förderliste Jugendarbeit/Erziehungsberatung)“ beschlossen. Dazu gehört auch der Bereich Schulsozialarbeit.
Der Freistaat Sachsen finanziert seit August 2018 an Oberschulen eine Vollzeitstelle für Schulsozialarbeit, an anderen Schularten werden Personal- und Sachausgaben bis zu 80 Prozent bezuschusst. Für 2025 sollten an 50 Schulen im Erzgebirgskreis Schulsozialarbeitsstellen gefördert werden. Laut Landratsamt reichen die Mittel vom Land wegen der Tarifentwicklungen seit 2023 nicht mehr aus. Deshalb sollen fünf Schulen ab 1. Juli 2025 keine weitere Zuwendung für Schulsozialarbeit erhalten: die Gymnasien Olbernhau, Stollberg, Zschopau, Zwönitz und die Grundschule Aue-Zelle. Grundlage für diese Auswahl ist eine Art Ranking der Schulen, eine „priorisierte Schulstandortliste“ des Landratsamts mit Kriterien wie Anzahl Schülerinnen/Schüler und Schulpflichtverletzung.
„Wir machen uns für den Erhalt der Schulsozialarbeit stark“, so Thomas Lein, Vorsitzender der SPD-GRÜNE-Fraktion. „Wenn Mittel in den Straßenbau gesteckt werden, ist am Ende die Straße saniert, das Ergebnis auf den ersten Blick zu sehen. Wenn Mittel in Schulsozialarbeit fließen, gibt es keine Ergebnisse, die man einfach in einer Liste abhaken kann. Dass der Freistaat Schulsozialarbeit an Oberschulen komplett fördert, ist allerdings ein Beleg, dass Schulsozialarbeit nötig ist und wirkt. Die Frage ist, warum andere Schularten keine Schulsozialarbeitsstelle bezahlt bekommen. Haben zum Beispiel in Gymnasien oder Grundschulen die Kinder und Jugendlichen keinen Bedarf? Das darf bezweifelt werden. Intakte Straßen sind wichtig. Es sollten aber auch in Zukunft Leute auf diesen Straßen unterwegs sein. Das heißt, Landkreis und Freistaat müssen in den Nachwuchs investieren. Schulsozialarbeit ist nur ein Aspekt beim großen Thema Schule. Aber einer, der einen Unterschied machen kann.“
- Tagesordnung Sitzung des Jugendhilfeausschusses am 13. November 2024: https://ris-erzgebirgskreis.zv-kisa.de
- Artikel Freie Presse vom 5. Februar 2025, „,Würde ich nicht positiv denken, wäre ich längst weg‘ – Jobs von fünf Schulsozialarbeitern im Erzgebirgskreis bedroht“: www.freiepresse.de