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Ist der Abbau von 155 Betten im Erzgebirgsklinikum gerechtfertigt?

Für das Erzgebirgsklinikum mit sei­nen Häusern in Annaberg-Buchholz, Olbernhau, Stollberg und Zschopau wur­de letz­tes Jahr ein Sanierungsplan erstellt. Mit mehr als fünf­zig Einzelmaßnahmen soll das Klinikum fit für die Zukunft gemacht wer­den – gera­de auch mit Blick auf die Krankenhausreform. Für die Umsetzung des Sanierungsplans wer­den 55 Mio. Euro benö­tigt. Da dem Klinikum Ende 2024 die Zahlungsunfähigkeit droh­te und den­noch der Sanierungsplan ange­gan­gen wer­den soll­te, star­te­te im November ein Insolvenzverfahren. Ziel des Verfahrens ist es, das Klinikum wirt­schaft­lich auf einen guten Weg zu brin­gen. Mit der Aufhebung des Insolvenzverfahrens wird bis Sommer gerechnet.

Eine Maßnahme aus dem Sanierungsplan ist der Abbau von 155 Betten – von ins­ge­samt rund 1000 Betten – in den vier Häusern. Dazu Dipl. med. Undine Fritzsche, Fachärztin für Allgemeinmedizin in Olbernhau und für die SPD-GRÜNE-Fraktion Mitglied im Aufsichtsrat des Erzgebirgsklinikums: „Gründe für die Umstrukturierungen inner­halb des Erzgebirgsklinikums sind nicht nur Einsparungen, Personalmangel, demo­gra­fi­scher Wandel usw. In den letz­ten zwan­zig bis drei­ßig Jahren haben sich auch eini­ge Umstände und Abläufe in Krankenhäusern mas­siv ver­än­dert. So ist ein Bettenabbau abso­lut nach­voll­zieh­bar und unum­gäng­lich, da sich die Aufenthaltsdauer bzw. die Liegezeiten im Krankenhaus dras­tisch redu­ziert haben. Einige Beispiele dafür:

  • Blinddarm-OP: frü­her 7 Tage im Krankenhaus, heu­te 1 Tag
  • Gallen-OP: frü­her 7 bis 10 Tage, heu­te 1 Tag
  • Leistenbruch: frü­her 7 Tage, heu­te 0 bis 1 Tag
  • Schenkelhalsfraktur: frü­her 90 Tage lie­gen, dann lang­sa­me Mobilisierung, heu­te 2 bis 3 Tage (neu­es Hüftgelenk, dann Reha)
  • Herzinfarkt: frü­her 4 Wochen (1 Woche lie­gen, 1 Woche am Bettrand sit­zen, 1 Woche im Zimmer lau­fen, 1 Woche mit Treppensteigen), heu­te 2 Tage mit Stentimplantation
  • Entbindung: frü­her min­des­tens 7 Tage, heu­te 0 bis 1 Tag

Außerdem wur­den frü­her noch vie­le Erkrankungen wie Thrombosen, Lungenentzündungen, Überfunktionen der Schilddrüse fast aus­schließ­lich sta­tio­när behan­delt, was heu­te zu 90 Prozent ambu­lant passiert.“

Die Gesellschaft ist im Wandel, und das Gleiche gilt für Krankenhäuser. Dinge müs­sen sich ändern, damit sie auch in Zukunft noch bestehen kön­nen. Die SPD-GRÜNE-Fraktion ver­folgt die Prozesse am Erzgebirgsklinikum auf­merk­sam mit.

Weiterlesen zum Thema Krankenhausreform:

„Mit der Krankenhausreform wer­den fol­gen­de zen­tra­le Ziele ver­folgt: Sicherung und Steigerung der Behandlungsqualität, Gewährleistung einer flä­chen­de­cken­den medi­zi­ni­schen Versorgung für Patientinnen und Patienten, Steigerung der Effizienz in der Krankenhausversorgung sowie Entbürokratisierung.“ -> www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/krankenhaus/krankenhausreform.html