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Igel versus Mähroboter

Jetzt, Ende Oktober, haben die erz­ge­bir­gi­schen Igel hof­fent­lich ihr Winterquartier gefun­den: Erdmulden, Hecken oder Laub- und Reisighaufen. Ein kusch­li­ger Laub- und Reisighaufen ist ihr Favorit. Aber die sind mitt­ler­wei­le rar: Wo wird heut­zu­ta­ge Laub für Igel und Co. lie­gen gelas­sen und nicht direkt entsorgt?

In den ver­gan­ge­nen Wochen waren die eigent­lich nacht­ak­ti­ven Tiere auch manch­mal tags­über unter­wegs, da sie sich für den Winterschlaf Reserven anfut­tern müs­sen. Trotzdem wer­den sie nur noch sel­ten beob­ach­tet. Es gibt immer weni­ger von ihnen, ihr Bestand geht deut­lich zurück. Die Weltnaturschutzunion hat den Igel im Herbst 2024 in der Roten Liste der bedroh­ten Arten erst­mals als „poten­zi­ell gefähr­det“ eingestuft.

Was sind die Ursachen? Fehlender Lebensraum, feh­len­de Nahrung, Gift in der Landschaft, Straßenverkehr. Leben die Igel in der Nähe der Menschen, in Siedlungen und Städten, fin­den sie bei ras­pel­kur­zem Rasen und ohne Gebüsch und Hecken kei­ne Nahrung und kei­ne Plätze, um unterzuschlüpfen.

Ein wei­te­res Problem sind Mähroboter im Dauereinsatz. Igel rol­len sich ein, wenn Gefahr droht. Die meis­ten Mähroboter erken­nen Igel nicht als Hindernis, sie fah­ren ein­fach wei­ter. Die Igel wer­den mehr oder weni­ger schwer ver­letzt oder ster­ben. Die Lösung ist sim­pel: Mähroboter nur tags­über lau­fen las­sen. Igel gehen erst in der Dämmerung auf Nahrungssuche. In Sachsen haben des­halb ers­te Kommunen ein Nachtmähverbot für Mähroboter erlas­sen: In der Stadt Leipzig gilt es seit dem 19. April 2025, in der Stadt Chemnitz seit dem 12. Juni 2025. Die SPD-GRÜNE-Kreistagsfraktion des Erzgebirgskreises begrüßt dies ausdrücklich.

In die­sem Zusammenhang gab es auch Gespräche zwi­schen Fraktionsmitglied Kay Meister und Rico Ott, dem Abteilungsleiter Bau, Verkehr, Umwelt im Landratsamt des Erzgebirgskreises, so anläss­lich des Naturschutzhelfertreffens des Erzgebirgskreises am 14. Juni 2025. Am 4. Juli 2025 erschien auf der Landkreis-Website ein Artikel mit dem Titel „Maßnahmen zum Schutz von Igeln“ mit Hinweisen der unte­ren Naturschutzbehörde im Landratsamt.

Vier Zitate aus dem Artikel, den Kay Meister sehr begrüßt:

  1. „Die unte­re Naturschutzbehörde des Erzgebirgskreises bit­tet zum Schutz von Igeln und ande­ren klei­nen Wirbeltieren um beson­de­re Aufmerksamkeit und Rücksicht beim Betrieb von Mährobotern.“
  2. „Nach § 7 Abs. 2 Nr. 13 c) des Bundesnaturschutzgesetztes (BNatschG) i.V.m. der Anlage 1 der Bundesartenschutzverordnung han­delt es sich bei dem Igel um eine beson­ders geschütz­te Art, für wel­che per Gesetz ins­be­son­de­re ein Verletzung- und Tötungsverbot besteht. Es ist daher jeder Einzelne gefragt, ent­spre­chen­de Schutzmaßnahmen zu ergreifen.“
  3. „Eine beson­de­re, aber ver­meid­ba­re Gefahrenquelle sowohl für Igel als auch ande­re klei­ne Wirbeltiere stellt dabei der ver­mehr­te Einsatz von Mährobotern dar.“
  4. „Aus vor­ge­nann­ten Gründen wer­den daher zum Schutz der däm­me­rungs- und nacht­ak­ti­ven Igel und gleich­zei­tig Sicherstellung des Verletzungsverbots von geschütz­ten Arten im Sinne des BNatschG alle zur eigen­ver­ant­wort­li­chen Vermeidung bzw. Einstellung des Betriebs von jeg­li­chen selbst­tä­ti­gen Servicerobotern in der Dämmerungs- und Nachtzeit ein­dring­lich aufgefordert.“

Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Sächsischen Landtag hat schließ­lich Anfang Oktober ein Paket an Initiativen in den Sächsischen Landtag ein­ge­bracht, damit der Igel und ande­re Wildtiere in Sachsen künf­tig bes­ser geschützt werden.

Kay Meister dazu: „Auch im Erzgebirgskreis haben vie­le Menschen seit Jahren kei­nen Igel mehr gese­hen. Die meis­ten Kinder dürf­ten aktu­ell auf­wach­sen, ohne jemals einem leben­den Igel zu begeg­nen. Es ist trau­rig, dass die Tiere, wenn über­haupt, meist über­fah­ren am Straßenrand gefun­den wer­den. Nur eine star­ke Igelpopulation kann der­ar­ti­ge Verluste kom­pen­sie­ren. Dazu sind loka­le Maßnahmen für den Schutz der belieb­ten Säugetiere in unse­rem Landkreis drin­gend notwendig.“


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„Schulsozialarbeit ist ein unverzichtbares Angebot im heutigen Bildungssystem“

In letz­ter Zeit liest man öfter über Schulsozialarbeit im Erzgebirgskreis, meist steht dann die Stelle der Schulsozialarbeiterin oder des Schulsozialarbeiters auf der Kippe, da kein Geld (mehr) dafür da ist.

Was ist Schulsozialarbeit genau, was bringt sie, ist sie Luxus oder ein Muss? Diese und wei­te­re Fragen haben wir an die Duale Hochschule Sachsen, Staatliche Studienakademie Breitenbrunn geschickt. Lehrende des Studiengangs Soziale Arbeit haben sie beantwortet.


1. Was ist eigent­lich Schulsozialarbeit?

Schulsozialarbeit ist ein pro­fes­sio­nel­les Unterstützungsangebot an Schulen, das Schülerinnen und Schüler in ihrer per­sön­li­chen, sozia­len und schu­li­schen Entwicklung stärkt, Konflikte bear­bei­tet und als Bindeglied zwi­schen Schule, Elternhaus und Jugendhilfe wirkt.

Schulsozialarbeit ist durch das Kinder- und Jugendstärkungsgesetz vom 09. Juni 2021 als eige­ner Paragraf (13a SGB VIII) in den Kanon der Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe auf­ge­nom­men wor­den. Damit legi­ti­miert sich der Auftrag der Sozialen Arbeit, an Schulen sozi­al­päd­ago­gisch wirk­sam zu werden.

2. Wie unterstützt die Schulsozialarbeiterin ein­zel­ne Schülerinnen und Schüler?

Die Schulsozialarbeiterin unterstützt ein­zel­ne Schülerinnen und Schüler, indem sie ihnen in einem geschützten, ver­trau­li­chen Rahmen als Ansprechperson zur Verfügung steht. Sie bie­tet indi­vi­du­el­le Beratungsgespräche an, in denen per­sön­li­che, schu­li­sche oder fami­liä­re Anliegen the­ma­ti­siert wer­den kön­nen. Dabei geht es sowohl um die Stärkung sozia­ler Kompetenzen und per­sön­li­cher Ressourcen als auch um die Bearbeitung von Konflikten, Krisen oder Belastungssituationen.

Der Vorteil einer Sozialpädagogischen Unterstützung liegt dar­in, dass jun­ge Menschen nicht nur in ihrer Rolle als Schülerinnen und Schüler betrach­tet wer­den, son­dern als jun­ger Mensch in einer beson­de­ren Lebensphase (Kindheit, Jugend). Durch die­sen ganz­heit­li­chen Blick (unab­hän­gig von schu­li­schen Leistungen und Bewertungen) ist es mög­lich, ein Vertrauensverhältnis auf­zu­bau­en, was für Lehrkräfte in der Regel ver­wehrt bleibt.

3. Welche Vorteile bie­tet die Schulsozialarbeit für die gesam­te Schulgemeinschaft?

Schulsozialarbeit trägt dazu bei, ein posi­ti­ves Klassenklima zu för­dern, indem sie prä­ven­tiv arbei­tet, Konflikte frühzeitig bear­bei­tet und das sozia­le Miteinander stärkt. Durch Projekte, Trainings und Gruppenangebote unterstützt sie Teamfähigkeit, Toleranz und respekt­vol­le Kommunikation inner­halb der Schülerschaft.

Geht es den ein­zel­nen Schülerinnen und Schülern gut, steigt auch das Wohlbefinden aller Menschen, die in einer Schule wir­ken. Problemlösungen, die in einem Aushandlungsprozess auf Augenhöhe mit den jun­gen Menschen ent­wi­ckelt wer­den, sind dabei in der Regel nach­hal­ti­ger als Anordnungen und Konsequenzen von Autoritätspersonen wie der Lehrkraft.

Für Lehrkräfte bedeu­tet Schulsozialarbeit eine Entlastung, da sie in her­aus­for­dern­den Situationen bera­tend und ver­mit­telnd zur Seite steht. Eltern wie­der­um pro­fi­tie­ren von einer nied­rig­schwel­li­gen Anlaufstelle, die bei schu­li­schen und fami­liä­ren Fragen Orientierung bietet.

Schulsozialarbeit ist jedoch nicht dafür ver­ant­wort­lich, Lehrkräfte in ihrem Bildungsauftrag zu ent­las­ten und Unterrichtsausfall zu kom­pen­sie­ren oder for­ma­le Bildungsangebote zu entwickeln.

4. Mit wem arbei­tet die Schulsozialarbeiterin zusammen?

Schulsozialarbeit rich­tet sich in ers­ter Linie an die jun­gen Menschen. Um die Zielstellungen (sie­he Punkt 2) zu errei­chen, koope­riert Schulsozialarbeit auf unter­schied­li­chen Ebenen: inner­halb der Schule (mit Lehrer:innen, der Schulleitung, päd­ago­gi­schem Personal), mit den Familien der jun­gen Menschen und (bei Bedarf) mit exter­nen Institutionen (z. B. Beratungsstellen).

5. Lässt sich bewer­ten, wel­chen Effekt Schulsozialarbeit ganz kon­kret hat?

Schulen, die schon lan­ge eine Schulsozialarbeiterin haben, berich­ten posi­ti­ve Effekte. Exemplarisch kön­nen die Ergebnisse der „Prozessbegleitenden Evaluierung des Landesprogramms Schulsozialarbeit“ aus dem Jahr 2020 angeführt werden:

ZEP Endbericht Evaluation Schulsozialarbeit Sachsen 2020: 104; Quelle: https://www.familie.sachsen.de/download/ZEP-Endbericht-Evaluation-Schulsozialarbeit-Sachsen-2020.pdf

6. Ist Schulsozialarbeit Luxus oder ein Muss?

Schulsozialarbeit ist kein Luxus, son­dern ein unver­zicht­ba­res Angebot im heu­ti­gen Bildungssystem. Schulen sind längst nicht mehr nur Orte des Lernens, son­dern auch Lebensräume, in denen viel­fäl­ti­ge sozia­le, emo­tio­na­le und gesell­schaft­li­che Herausforderungen sicht­bar wer­den. Insbesondere das Ganztagsförderungsgesetz trägt dazu bei, dass Kinder zuneh­mend mehr Zeit in der Institution Schule ver­brin­gen kön­nen und ent­spre­chend einer adäqua­ten Betreuung bedürfen. Hier bie­tet Schulsozialarbeit eine nied­rig­schwel­li­ge, kontinuierliche
Unterstützung, die Schülerinnen und Schülern beim Bewältigen von Krisen, Konflikten oder Benachteiligungen hilft und damit Bildungschancen sichert und Chancengerechtigkeit fördert.

7. Ist eine Schulsozialarbeitsstelle an einer Schule genug?

Ob eine ein­zel­ne Schulsozialarbeitsstelle für eine Schule aus­reicht, lässt sich nicht pau­schal beant­wor­ten. Der tat­säch­li­che Bedarf hängt von einer Vielzahl an Faktoren ab. Dazu zäh­len ins­be­son­de­re die Größe der Schülerschaft, die sozio­öko­no­mi­schen Rahmenbedingungen der Schülerschaft (bspw. Migration, Erwerbstätigkeit der Eltern, Sozialleistungsbezug), die Lage der Schule (z. B. in sozi­al benach­tei­lig­ten Stadtteilen oder in länd­li­chen Regionen) sowie die Verfügbarkeit wei­te­rer unterstützender Angebote (z. B. Inklusionsassistenz, Einzelfallhilfe, Schulpsychologie).

In Schulen mit kom­ple­xen Problemlagen und einem hohen Unterstützungsbedarf ist eine ein­zel­ne Fachkraft oft nicht aus­rei­chend, da die Vielzahl an Aufgaben von einer Person nur schwer leist­bar ist.

8. Wer bezahlt die Schulsoziarbeitsstellen?

Die Schulsozialarbeit wird durch die Mittel des Land Sachsen sowie der zustän­di­gen Kommune/Gebietskörperschaft finanziert.

9. Der Freistaat bezahlt nur Schulsozialarbeitsstellen an Oberschulen kom­plett. Brauchen Gymnasien und Grundschulen kei­ne Schulsozialarbeiterin?

Kinder und Jugendliche kön­nen in ihrer Entwicklung unab­hän­gig von ihrer aktu­ell besuch­ten Schulform Unterstützung benö­ti­gen. Hierzu Verweis auf Frage 6.

10. Welche Ausbildung und Qualifikationen braucht man als Schulsozialarbeiterin?

Entsprechend der Fachempfehlung zur Schulsozialarbeit im Freistaat Sachsen müssen die täti­gen Fachkräfte „neben ihrer per­sön­li­chen Eignung über einen berufs­qua­li­fi­zie­ren­den sozi­al­päd­ago­gi­schen Hochschulabschluss verfügen“ (2017: 13).

11. Kann man mit einem Abschluss von der Studienakademie Breitenbrunn Schulsozialarbeiterin werden?

Ja, unab­hän­gig von der gewähl­ten Studienrichtung ist es mit dem Abschluss der Studienakademie Breitenbrunn (DHSN) mög­lich, als Schulsozialarbeiterin zu arbei­ten. Am bes­ten vor­be­rei­tet sind jedoch Absolvent:innen aus der Studienrichtung Jugendarbeit/Jugendsozialarbeit.

12. Welchen Eindruck haben Sie: Steigt oder sinkt das Interesse an einer Ausbildung zur Schulsozialarbeiterin?

Das Interesse an einer Ausbildung ist grund­sätz­lich vor­han­den, da das Arbeitsfeld Schule ein bekann­tes und attrak­ti­ves Tätigkeitsfeld dar­stellt. Es bie­tet ver­gleichs­wei­se gere­gel­te Arbeitszeiten sowie eine enge Anbindung an ein insti­tu­tio­nel­les Setting, was für vie­le Fachkräfte attrak­tiv ist. Allerdings bestehen deut­li­che struk­tu­rel­le Hürden: Träger der öffent­li­chen Jugendhilfe sind in der Regel nicht in der Lage, die Studienvergütungen zu finan­zie­ren. Entsprechend sind es aktu­ell vor allem pri­va­te Schulträger, die als Praxispartner Studienplätze anbieten.

13. Denken Sie, dass Schulsozialarbeit ange­mes­sen gewürdigt wird?

In Bezug auf Frage 5 ist davon aus­zu­ge­hen, dass die Schulen selbst Schulsozialarbeit ange­mes­sen würdigen. Insbesondere im öffent­li­chen und nicht-schu­li­schen Diskurs scheint jedoch kei­ne ange­mes­se­ne Würdigung zu erfol­gen. Dies zeigt sich unter ande­rem in der Befristung von Arbeitsverträgen (und damit einer Prekarisierung von Arbeitsverhältnissen) und der Tatsache, dass ins­be­son­de­re poli­ti­sche Akteure immer wie­der über die Notwendigkeit von Schulsozialarbeit debattieren.

14. Welche Empfehlungen haben Sie an poli­ti­sche Entscheidungsträger bezüglich Schulsozialarbeit?

Die Finanzierung der Schulsozialarbeit soll­te lang­fris­tig und ver­läss­lich gestal­tet wer­den. Idealerweise soll­te die Zuständigkeit voll­stän­dig in die Länderfinanzierung überführt wer­den, ana­log zur Vergütung von Lehrkräften durch den Freistaat, um Planungssicherheit und insti­tu­tio­nel­le Stabilität zu gewährleisten.

Darüber hin­aus ist es not­wen­dig, die Ausbildung von Schulsozialarbeiter:innen sys­te­ma­tisch zu för­dern, ins­be­son­de­re durch die Sicherstellung der Studienvergütung, um den Praxispartnern die Ausbildung von qua­li­fi­zier­ten Nachwuchskräften zu ermöglichen.

Schließlich soll­te Schulsozialarbeit als fes­ter, selbst­ver­ständ­li­cher Bestandteil schu­li­scher Infrastruktur an allen Schulformen eta­bliert wer­den. Eine flä­chen­de­cken­de Präsenz würde nicht nur die Qualität der indi­vi­du­el­len Unterstützung erhö­hen, son­dern auch die Rolle von Vertrauenslehrkräften ergän­zen oder teil­wei­se erset­zen, wodurch zusätz­li­che Unterrichtsressourcen frei­ge­setzt wer­den könnten.


„Wir bedan­ken uns herz­lich bei den Lehrenden des Studiengangs Soziale Arbeit an der DHSN Breitenbrunn für die Beantwortung der Fragen. Ich stim­me zu: Schulsozialarbeit ist kein Luxus, son­dern heut­zu­ta­ge unent­behr­lich an Schulen – auch an Gymnasien“, so Thomas Lein, Vorsitzender der SPD-GRÜNE-Fraktion. „Denn Kinder und Jugendliche benö­ti­gen unab­hän­gig von der Schulform Unterstützung in Krisen, bei Konflikten und in ihrer per­sön­li­chen Entwicklung.

Schulsozialarbeit stärkt das Miteinander, ent­las­tet Lehrkräfte und för­dert Chancengleichheit. Damit ihre Wirkung nach­hal­tig gesi­chert wird, braucht es eine ver­läss­li­che Finanzierung, aus­rei­chend Stellen und die flä­chen­de­cken­de Verankerung in allen Schulformen.“

Zuständig für Entscheidungen zur Jugendhilfe und Schulsozialarbeit ist im Erzgebirgskreis der Jugendhilfeausschuss. Dieser hat 24 Mitglieder, dar­un­ter acht Kreistagsmitglieder, die aus den Fraktionen CDU/FDP, AfD und Freie Wähler kom­men. Die SPD-GRÜNE-Fraktion hat kei­nen Sitz in die­sem Ausschuss.

Offensichtlich reicht das Geld nicht, das der Landkreis für Schulsozialarbeit zur Verfügung hat bzw. stellt. Nach aktu­el­lem Stand könn­ten vier Gymnasien und eine Grundschule von einer Streichung der Schulsozialarbeitsstelle zum Jahresende betrof­fen sein. Grundlage für die Auswahl die­ser Schulen ist eine Art Ranking, eine „prio­ri­sier­te Schulstandortliste“ des Landratsamts mit Kriterien wie Anzahl Schülerinnen/Schüler und Schulpflichtverletzung.

Dr. Elke Stadler ist für die Fraktion Mitglied im Ausschuss für Familie, Bildung, Gesundheit und Soziales: „Bei aller Skepsis gegen­über den geplan­ten Einsparungen bei der Schulsozialarbeit hal­te ich es für beson­ders bedenk­lich, wenn es auch Grundschulen betref­fen soll. Gerade in der Grundschule wer­den schließ­lich wich­ti­ge Weichen für die wei­te­re Entwicklung unse­rer Kinder auf vie­len Gebieten gestellt.“

Fraktionsmitglied Hendrik Uhlmann kri­ti­siert, dass der Landkreis die Schulsozialarbeit an den fünf Schulen nicht wei­ter för­dern will: „Die Stellen sol­len jetzt ein­ge­spart wer­den, weil es an die­sen Schulen viel­leicht aktu­ell gut oder bes­ser als an ande­ren Schulen funk­tio­niert. Dabei ist der Erfolg ein Argument für den Erhalt, nicht für die Kürzung. Werden die Schulsozialarbeitsstellen gestri­chen, eska­liert es irgend­wann wie­der. Darüber hin­aus bedeu­tet die Entlassung von Fachpersonal einen Einschnitt und Verlust. Die Sozialarbeiter müs­sen sich zwi­schen­zeit­lich neue Jobs suchen, sie zurück­zu­ge­win­nen oder neue zu fin­den, ist lang­wie­rig und ressourcenintensiv.“

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Erzgebirgskreis: Erdkröte sucht Retter

Text und Fotos: Kay Meister

In vie­len Märchen begibt sich der Held oder die Heldin auf eine Reise, besteht ein Abenteuer und am Ende sind alle glück­lich. Erdkröten gehen Jahr für Jahr im Frühling auf eine gefähr­li­che Wanderung. Was kön­nen wir tun, damit sie ihr Ziel wohl­be­hal­ten errei­chen und stein­alt für eine Kröte wer­den – also zwölf Jahre und mehr?

Was man tun kann: Krötenzäune betreuen

Auf ihrem Weg zu den Laichgewässern sto­ßen Erdkröten im schlimms­ten Fall auf stark befah­re­ne Straßen, im bes­ten Fall auf Krötenzäune. Man schätzt, dass auf Straßen jähr­lich etwa ein Drittel aller Kröten einer Teichpopulation zu Tode kommen.

Naturschutzverbände im Erzgebirge und ande­re Akteure wie bei­spiels­wei­se die Kirchliche Erwerbsloseninitiative Zschopau betreu­en des­halb Krötenzäune an teils stark befah­re­nen Straßen.

Ehrenamtliche Zaunbetreuer wer­den vie­ler­orts gesucht. Am Morgen kon­trol­lie­ren sie den Fangeimer, bei hohen Zahlen zusätz­lich abends. Sie sam­meln die Kröten vor­sich­tig ein, zäh­len die geret­te­ten Tiere und brin­gen sie in das Laichgewässer.

So die­nen die Krötenzäune zum einen dem Schutz der Tiere, zum ande­ren aber auch der Erfassung der Erdkrötenpopulationen. Tatsache ist: Im Erzgebirge wer­den immer weni­ger Erdkröten regis­triert. Ihre Anzahl nimmt dra­ma­tisch ab.

Was kann man pri­vat noch tun?

Im Umfeld des Hauses oder der Wohnung kann man „Amphibienfallen“ ent­schär­fen, also Gullys, Licht- und Versorgungsschächte, Klärbecken usw. sichern. Man kann im Garten Unterschlüpfe schaf­fen und insek­ten­freund­li­che Pflanzen bevor­zu­gen. Man kann auf Mähroboter ver­zich­ten und auf den Einsatz von Pestiziden. Außerdem ist ein Gartenteich ohne Fische eine Einladung für Kröten. Damit kann man sich ein Naturkino nach Hause holen und was Gutes tun.

Was kön­nen Landkreis, Forst und Landwirtschaft tun?

Mähmaschinen in der Landwirtschaft bedeu­ten für die Erdkröte oft den Tod. Eine amphi­bi­en­freund­li­che­re Alternative sind Studien zufol­ge hand­ge­führ­te Balkenmäher. Zudem emp­feh­len Naturschützer, Streifen am Rand von Kleingewässern und Wiesen für Amphibien und Insekten zu belas­sen und erst im Herbst zu mähen.

Landkreis, Forst und Landwirtschaft soll­ten wei­te­re Laichplätze wie Abgrabungen, Fischteiche, Feuerlöschteiche sowie Kleingewässer im Rahmen von Naturschutzprogrammen in gewäs­ser­ar­men Agrar- und Waldlandschaften anle­gen. Bestehende Laichgewässer soll­ten erhal­ten und gepflegt werden.

Der Eintrag von Pestiziden und Düngemitteln in die Laichgewässer kann gestoppt wer­den. Hecken- und Saumstrukturen in Ackerlandschaften soll­ten erhal­ten oder neu ange­legt wer­den. Initiativen wie „Enkeltaugliche Landwirtschaft“, „Slow-Food“ oder die „Soziale Landwirtschaft“ hal­ten auch im Erzgebirge lang­sam Einzug, sie set­zen auf scho­nen­de Bewirtschaftung, weg von einer hohen Mahdfolge und vom Tiefpflügen.

Der Forst wan­delt die Nadelwaldmonokulturen in unse­rem Mittelgebirge wie­der in sta­bi­le Mischbestände um. Auch die Renaturierung von Auenwäldern hilft, Lebensräume für Erdkröten zu schaffen.


Steckbrief Erdkröte

In Deutschland sind fünf Krötenarten hei­misch: Erd‑, Wechsel‑, Kreuz‑, Knoblauch- und Geburtshelferkröte. In den Berglagen des Erzgebirges kommt jedoch nur die Erdkröte vor. Sie ist neben dem Grasfrosch die häu­figs­te Amphibienart Deutschlands. Trotz star­ker Rückgänge in den letz­ten Jahren ist sie in Sachsen aktu­ell noch flä­chen­de­ckend zu fin­den. Gut zu wis­sen: Alle Amphibienarten gel­ten nach Bundesnaturschutzrecht als „beson­ders geschützt“.

Männliche Erdkröten wer­den bis zu 9 Zentimeter, Weibchen bis zu 11 Zentimeter groß. Die Männchen sind an schwärz­li­chen Schwielen am Daumen und den nächs­ten bei­den Fingern gut zu erken­nen. Die Oberseite der Erdkröte ist ein­heit­lich bräun­lich gefärbt. Krötentypisch sind die Warzen der Haut – dar­in befin­den sich Drüsen zur Absonderung von Sekret gegen Fraßfeinde. Erdkrötenlarven, also Kaulquappen, sind schwarz bis schwarz­braun gefärbt.

Die Erdkröte hält sich vor allem in Laub- und Mischwäldern sowie in Gärten, Parkanlagen und Siedlungsrandbereichen auf – meist meh­re­re hun­dert Meter von ihrem Geburtsgewässer ent­fernt. Landwirtschaftsflächen und stark ver­sie­gel­te Stadtzentren mei­det sie. Tagsüber ver­steckt sie sich unter Laub, Steinen und Brettern, in Erdhöhlen und Komposthaufen oder unter Baumstubben. Auf Nahrungssuche geht sie meist nachts: Regenwürmer, Spinnen, Asseln, Nacktschnecken, Raupen und nacht­ak­ti­ve Insekten ste­hen auf ihrem Speiseplan.


Zur Person:

Kay Meister ist für die SPD-GRÜNE-Fraktion Mitglied der Verbandsversammlung des Zweckverbands Naturpark Erzgebirge/Vogtland. Er ist frei­be­ruf­li­cher Diplom-Biologe und Umweltbildner sowie Kreisnaturschutzbeauftragter.

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Bergwiese, Bienen und Disteln: die Fraktion vor Ort in Rübenau

Am ver­gan­ge­nen Sonntag, den 20. Juli 2025, bot sich in Rübenau die Gelegenheit, Mitglieder der SPD-GRÜNE-Kreistagsfraktion zu tref­fen, und zwar auf der Bergwiese bei den Bienen.

Kreisrat Hendrik Uhlmann ist Hobbyimker und Vorsitzender des Imkervereins Zschopau und Umgebung e. V. Er erzähl­te Wissenswertes und Spannendes über Bienenhaltung, Honiggewinnung und wie es um Nahrung für die Bienen steht. „Vom Frühjahr bis in den Sommer hin­ein, wenn alles blüht, auch die Rapsfelder und die Linden, kön­nen die Bienen genug Nektar und Pollen sam­meln. Danach wird es eng, da Felder und Wiesen im Erzgebirgskreis zumeist inten­siv bewirt­schaf­tet werden.“

Näher als bei die­ser Gelegenheit kann man Bienen kaum kom­men – die Einblicke in das Leben von Arbeitsbienen, Königin und Drohnen gabs sozu­sa­gen live und in Farbe. Ein Hauptjob des Imkers ist es, für die Gesundheit der Bienen zu sor­gen, sodass sie Pflanzen bestäu­ben und Honig lie­fern kön­nen. „Ich emp­feh­le auch unbe­dingt, Honig beim loka­len Imker zu kau­fen“, so Hendrik Uhlmann. „Da weiß man, was drin ist, die­ser Honig hat kei­ne Zusätze. Man unter­stützt die Bienenhaltung vor Ort und damit die Artenvielfalt. In dem Honig sind außer­dem die Pollen der hie­si­gen Pflanzen, was bei Heuschnupfen hel­fen kann.“

Kay Meister ist für die Fraktion Mitglied in der Verbandsversammlung des Zweckverbands Naturpark Erzgebirge/Vogtland sowie Kreisnaturschutzbeauftragter. Er führ­te an dem Tag meh­re­re Gruppen über die Bergwiese zu den Bienenstöcken und hat­te jede Menge Infos zu Flora und Fauna parat. Ein gro­ßes Anliegen von ihm ist der Erhalt der erz­ge­bir­gi­schen Bergwiesen. „Für die Wiesen ist es wich­tig, dass sie blü­hen und ver­blü­hen kön­nen, damit Zittergras, Heidenelke, Arnika, Klappertopf und ande­re typi­sche Bergwiesenpflanzen Samen bil­den und im nächs­ten Jahr wie­der wachsen.“

Für die erz­ge­bir­gi­schen Bergwiesen sowie Bienen und Co. kön­nen alle etwas machen, zum Beispiel Lupinen pflü­cken (Infos dazu hier), ein Insektenhotel bau­en, auf dem Balkon und im Garten insek­ten­freund­li­che Pflanzen bevor­zu­gen, die Wiese blü­hen oder Blühinseln ste­hen lassen.

Antworten auf sämt­li­che Fragen zu dem Thema fin­den sich unter ande­rem auf den Websites von NABU und BUND. Entsprechende Broschüren konn­te man vor Ort anschau­en und mit­neh­men, was auch Fraktionsmitglied Undine Fritzsche nutzte.

Ein abso­lu­ter Favorit bei Insekten, egal ob auf der Bergwiese oder im Garten, ist die Distel. „Ein gro­ßer Vorteil von Disteln ist, dass sie so lan­ge blü­hen, bis in den Spätsommer hin­ein. Damit sind sie eine wich­ti­ge Nahrungsquelle für Insekten“, so Kay Meister. 

Wenn also im Garten Disteln auf­tau­chen und blei­ben dür­fen, ist das für Schmetterling, Hummel, Biene und Co. ganz wun­der­bar. Und für die Menschen, denen der Garten gehört, gibts gra­tis ein fas­zi­nie­ren­des Naturkino. Vielleicht taucht ja gera­de bei Ihnen ein sel­te­ner Schmetterling auf? Probieren Sie’s aus …

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Lupinen auf der Bergwiese im Erzgebirge? Bitte pflücken!

Text: Kay Meister

Viele Lebensräume unse­rer erz­ge­bir­gi­schen Heimat sind auf­grund ihres kar­gen Bodens von aus­ge­spro­che­ner Nährstoffarmut gekenn­zeich­net. Dies betrifft sowohl die Waldstandorte, die einst das gesam­te Gebirge bedeck­ten, als auch die Offenlandbiotope, die im Wesentlichen durch die Tätigkeit des Menschen ent­stan­den sind. Hier ent­wi­ckel­ten sich ursprüng­lich an vie­len Orten im Erzgebirgskreis die typi­schen Bergwiesen mit ihrer unver­wech­sel­ba­ren Flora, zum Beispiel Zittergras, Heidenelke, Arnika und Klappertopf. In Lagen tie­fer als cir­ca 600 Meter über NN präg­ten eher die Flachlandmähwiesen die Landschaft.

In Gegenden des Erzgebirgskreises mit einer hohen Dichte noch rela­tiv intak­ter Bergwiesen wur­den nach dem Jahr 2000 spe­zi­el­le Schutzgebiete wie Fauna-Flora-Habitat (FFH) und Natura 2000 defi­niert, die dem Erhalt die­ser wert­vol­len Biotope die­nen soll­ten. Leider ist es bis­her nicht gelun­gen, den Erhaltungszustand der Bergwiesen im Erzgebirge ins­ge­samt zu sta­bi­li­sie­ren. Ein wesent­li­cher Grund dafür ist die aktu­el­le Überfrachtung unse­rer Landschaft mit Nährstoffen aus der Atmosphäre. Hier spie­len vor allem Stickoxide – Stickstoffverbindungen – eine Rolle, die unter ande­rem den Abgasen von Verbrennungsprozessen, vor allem des Straßenverkehrs, ent­stam­men. Sie sor­gen dafür, dass unser Erzgebirge dif­fus über die Luft in einer Höhe mit Stickstoff gedüngt wird, wie noch in den 1950er-Jahren ein Landwirt sei­nen Acker durch Mist aus der Tierhaltung ver­sucht hat zu verbessern.

Die Folgen sind gra­vie­rend. Viele Bergwiesenpflanzen haben sich im Laufe der Zeit an die nähr­stoff­ar­men Bedingungen ange­passt und sind sozu­sa­gen genüg­sam gewor­den. Einen Nährstoffüberschuss kön­nen die meis­ten von ihnen zwar eben­so nut­zen, jedoch sind sie in ihrer Wüchsigkeit vie­len stick­stoff­lie­ben­den Pflanzenarten, zum Beispiel Brennnessel, Stumpfblättriger Ampfer und Knäuelgras, unter­le­gen und wer­den von die­sen „zuge­wu­chert“. Die Artenvielfalt ver­schwin­det und die ehe­mals kräu­ter­rei­chen, blü­hen­den Wiesen degra­die­ren zu mono­to­nen, grä­ser­do­mi­nier­ten „Fettwiesen“.

Eine beson­de­re Rolle spielt in die­sem Prozess auch die Vielblättrige Lupine. Einst aus Amerika als Insektenweide und Zierpflanze ins Erzgebirge ein­ge­schleppt, gelangt die Art mit Gartenabfällen oder Samenverschleppung etwa durch Hochwasser auch auf unse­re erz­ge­bir­gi­schen Bergwiesen und brei­tet sich dann dort rasch aus. Als soge­nann­te Leguminose besitzt sie die Fähigkeit, Luftstickstoff mit­hil­fe von sym­bio­ti­schen Bakterien in Wurzelknöllchen zu fixie­ren und ihren Standort damit zu dün­gen. Einmal auf einer Bergwiese gelan­det, wan­delt sie ihren Wuchsort schnell um und lässt sich auf­grund ihrer Wüchsigkeit und ihrer Pfahlwurzel nur schwer bekämpfen.

Naturschutzeinrichtungen wie das kreis­ei­ge­ne Naturschutzzentrum Erzgebirge haben die Entwicklung im Blick und enga­gie­ren sich bei der Rodung von Lupinenbeständen auf sen­si­blen Standorten. Aber auch Sie kön­nen etwas tun: Pflücken Sie an Wegrändern, Straßen oder Wiesen Lupinen und stel­len Sie sie zu Hause als Dekoration in die Vase. An Straßen bit­te auf Autos und Co. ach­ten und natür­lich kei­ne Privatgrundstücke betre­ten. Sind die Lupinen ver­blüht, ent­sor­gen Sie sie am bes­ten in der Restmülltonne. So haben Sie einen kos­ten­lo­sen schö­nen Strauß für sich und tun dabei etwas Gutes. Schaffen Sie wie­der Raum für die erz­ge­bir­gi­schen Bergwiesenpflanzen! Vielen Dank.


Zur Person:

Kay Meister ist für die SPD-GRÜNE-Fraktion Mitglied der Verbandsversammlung des Zweckverbands Naturpark Erzgebirge/Vogtland. Er ist frei­be­ruf­li­cher Diplom-Biologe und Umweltbildner sowie Kreisnaturschutzbeauftragter.

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Die Linde: Heilpflanze des Jahres auch im Erzgebirge unter Druck

Die Heilpflanze des Jahres wird all­jähr­lich vom natur­heil­kund­li­chen Verein NHV Theophrastus mit Sitz in Chemnitz gekürt. Für 2025 fiel die Wahl auf die Linde. Heimisch sind bei uns die Sommerlinde (Tilia pla­ty­phyl­los) und die Winterlinde (Tilia corda­ta). Die Winterlinde ist im Erzgebirge etwas häu­fi­ger anzu­tref­fen als ihre Schwesternart, die mehr Licht benö­tigt. Beide sind auch schon durch die Dr. Silvius Wodarz Stiftung zum Baum des Jahres gewählt wor­den, 1991 bzw. 2016. Als Heilpflanze wird von der Linde vor allem die Blüte ver­wen­det, der Tee hilft etwa bei Erkältung. Die jun­gen, zar­ten Blätter kann man essen, sie berei­chern Salate und Smoothies.

Linden kön­nen bis zu drei­ßig Meter hoch und 1000 Jahre alt wer­den. Dorflinde, Tanzlinde, Gerichtslinde: Die Linde hat in unse­ren Breiten eine lan­ge Geschichte, sie ist ein Bestandteil unse­rer Kultur. Unter der Dorflinde ver­sam­mel­ten sich die Menschen einst zum Tanz und hier wur­de Gericht gehal­ten. Im Mittelpunkt vie­ler Gemeinden des Erzgebirges fin­det man noch präch­ti­ge Exemplare die­ses Baumes. Auch als Haus- und Hofbaum spiel­te die Linde eine wich­ti­ge Rolle. Nah am Haus gepflanzt, spen­de­te sie im Sommer Schatten und Kühlung, im Herbst wur­de das Laub als Futter und Einstreu verwendet.

„Im Erzgebirge war­ten die Imker immer schon auf die Lindenblüte, da die Bäume mit ihren unzäh­li­gen Blüten eine wich­ti­ge Weide für die Honigbienen dar­stel­len“, so Kay Meister von der SPD-GRÜNE-Fraktion. „Vielen Linden jedoch geht es nicht gut. Der Klimawandel und Einflüsse wie Luftverunreinigungen, Streusalz und Bodenversiegelung belas­ten sie sehr. Die Stadt Marienberg hat den schlech­ten Zustand ihrer Marktlinden erkannt und setzt Maßnahmen zu ihrer Rettung um. Dazu gehört bei­spiels­wei­se, dass der Boden um die Bäume her­um geöff­net und begrünt wird und dass die Bäume durch Poller und Ketten geschützt werden.“

Im Erzgebirgskreis prä­gen Linden mit­un­ter auch als Straßenbäume das Landschaftsbild. Hier sind sie eben­falls bedroht. Mehr als 40 Prozent der Straßenbäume in Sachsen sind geschä­digt, an Kreisstraßen mehr als an Bundes- und Staatsstraßen, wie aus der Antwort des Infrastrukturministeriums auf eine Anfrage der Grünen im Sächsischen Landtag her­vor­geht. Demnach wur­den vom 1. Januar 2019 bis 31. Dezember 2024 in Sachsen an Bundes‑, Staats- und Kreisstraßen 8285 Bäume gefällt und nur 3408 neu gepflanzt.

Der Waldzustandsbericht Sachsen von September 2024 des Staatsministeriums für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft führt die Linde in der Rubrik „Sonstige Laubbäume“. Mit einem Anteil von 16 Prozent sind die „sons­ti­gen Laubbäume“ die baum­ar­ten­reichs­te Gruppe. Im Zeitraum von 2008 bis 2017 beweg­te sich der mitt­le­re Blattverlust die­ser Baumartengruppe zwi­schen 17,5 und 19,2 Prozent. Der aktu­el­le Wert liegt mit 26,6 Prozent deut­lich höher. Kay Meister: „Dies ver­deut­licht den ange­schla­ge­nen Gesundheitszustand der Waldbäume. Die Klasse der deut­lich geschä­dig­ten Bäume liegt bei 37 Prozent. Der Anteil der unge­schä­dig­ten Bäume beläuft sich auf 26 Prozent. Schon seit meh­re­ren Jahren war bei den sons­ti­gen Laubbäumen eine rela­tiv hohe Sterberate zu ver­zeich­nen. Die hohen Sterberaten seit dem Jahr 2018 sind haupt­säch­lich auf die Dürre und ihre Folgeschäden zurückzuführen.“

Prächtige Linden spen­den Schatten, sor­gen für bes­se­re Luft, küh­len ihre Umgebung ab, wenn es im Sommer gar zu heiß ist, sie sind Nahrungsquelle und Wohnort für Tiere von Insekten bis Vögel. Sie benö­ti­gen unse­re Aufmerksamkeit und Schutz, denn bis ein neu­er Baum die „Arbeit“ eines alten Baums erle­di­gen kann, ver­ge­hen Jahrzehnte. Wer etwas bei­tra­gen möch­te, kann in der App „Flora Incognita“ unter „Findet unse­re Baumriesen“ alte erz­ge­bir­gi­sche Linden – sowie ande­re Baumriesen – erfassen.


Zum Weiterlesen:

Zur Person:

Kay Meister ist für die SPD-GRÜNE-Fraktion Mitglied der Verbandsversammlung des Zweckverbands Naturpark Erzgebirge/Vogtland. Er ist frei­be­ruf­li­cher Diplom-Biologe und Umweltbildner sowie Kreisnaturschutzbeauftragter.

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Fraktion

Triff die Kreistagsfraktion am 20. Juli 2025 in Rübenau

Herzliche Einladung zu den Bienen

Am Sonntag, den 20. Juli 2025, laden wir herz­lich zu unse­rer Veranstaltung „Triff die Kreistagsfraktion bei den Bienen“ ein. Sie ist von 10 bis 13 Uhr in Marienberg OT Rübenau im Natzschungtal, Ortsausgang Richtung Olbernhau, Olbernhauer Straße Ecke Unterer Natzschungweg – direkt am Wildbienenlebensraum Bergwiese.

Hendrik Uhlmann und Kay Meister von der SPD-GRÜNE-Fraktion wer­den eini­ges über Honig- und Wildbienen, Bienenwanderung und Bienenhaltung sowie prak­ti­schen Naturschutz erzäh­len und beant­wor­ten ger­ne Fragen dazu. Hendrik Uhlmann ist Hobbyimker und Vorsitzender des Imkervereins Zschopau u. U. e. V. Kay Meister ist für die Fraktion Mitglied in der Verbandsversammlung des Zweckverbands Naturpark Erzgebirge/Vogtland sowie Kreisnaturschutzbeauftragter.

Auch ande­re Fraktionsmitglieder sind vor Ort und haben ein offe­nes Ohr für alle Fragen rund um den Kreistag und die Fraktionsarbeit.

Parkplätze sind begrenzt, alter­na­tiv kann man in Rübenau par­ken und die etwa 1,5 Kilometer zum Treffpunkt spazieren.

Schaut vor­bei, wir freu­en uns.

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Landkreis

Erzgebürger 2025: 103 Vorschläge, 10 Preisträger und eine Gala im November

Zum sieb­ten Mal wird in die­sem Jahr der Ehrenamtspreis des Erzgebirgskreises „Erzgebürger“ ver­lie­hen. Es gibt vier Kategorien: „Engagement für das Gemeinwohl“, „Engagement für eine lebens­wer­te Heimat“, „Engagement für Kultur, Sport und Tourismus“ sowie den Sonderpreis „Jung und enga­giert im ERZ“. Man kann dafür Personen, Vereine, Gruppierungen, Institutionen oder Projekte im Landkreis vor­schla­gen, das war bis zum 31. März 2025 möglich.

Am Montag, den 26. Mai 2025, traf sich die Erzgebürger-Jury, um die zehn Preisträgerinnen und Preisträger zu ermit­teln. Die Jurymitglieder kom­men aus den Kreistagsfraktionen, der Landkreisverwaltung und der Erzgebirgssparkasse. Von der SPD-GRÜNE-Fraktion ist Holger Haase dabei: „Aus 103 Vorschlägen mit teils ganz­sei­ti­gen Begründungen war aus­zu­wäh­len, wer die Preise erhal­ten soll. Das waren schwe­re Entscheidungen. Ich hat­te mir alles aus­ge­druckt, zwei Ordner voll, die ich immer wie­der gewälzt habe, Notizen gemacht, Vorentscheidungen getrof­fen – das Thema hat mich in den letz­ten Wochen also stark beschäftigt.“

Die vier Hauptpreise sind mit 2.000 Euro dotiert, jeweils zwei wei­te­re Preise mit 1.000 Euro und 500 Euro, außer beim Sonderpreis. An wen dies­mal die Preise gehen, bleibt aller­dings noch ein paar Monate geheim: Die Namen wer­den bei der Erzgebürger-Gala am 7. November 2025 im Kulturhaus Aue bekannt gegeben.

„Ich war erneut über­rascht von Umfang und Vielfältigkeit der ein­ge­reich­ten Vorschläge. Sie zei­gen ein brei­tes Spektrum ehren­amt­li­cher Arbeit in vie­len Bereichen des täg­li­chen Lebens. Oftmals blei­ben die Engagierten im Hintergrund. Dies soll der Ehrenamtspreis zu einem Teil ändern und sol­che Menschen und Vereine ins Licht brin­gen“, so Holger Haase.

„Bauchschmerzen bekommt man als Jurymitglied mit­un­ter, wenn man sieht, wie vie­le Ehrenamtliche unbe­rück­sich­tigt blei­ben, manch­mal feh­len nur weni­ge Punkte zur Auszeichnung. Eine klei­ne Entschädigung bie­tet allen die Teilnahme an der gro­ßen Erzgebürger-Gala. Jenen, die dann kei­nen Preis erhal­ten, möch­te ich Mut machen, einen zwei­ten Versuch bei der nächs­ten Ausschreibung zu starten.“

Weiterlesen:

Erzgebürger-Gala am 8. November 2024 im Kulturhaus Aue, Foto von Holger Haase

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Welttag der Bienen am 20. Mai – wie wir den Bienen helfen können

Biene Maja und Willi brau­chen unse­re Hilfe – und wir brau­chen sie. Seit 2018 ist der 20. Mai der Welttag der Bienen, er soll dar­auf auf­merk­sam machen, wie wich­tig Bienen sind und dass sie gefähr­det sind. Indem sie Pflanzen bestäu­ben, sor­gen Bienen für Artenvielfalt in der Pflanzenwelt und für Essen auf unse­ren Tellern.

„Neben der Honigbiene gibt es in Deutschland noch über 500 Wildbienenarten, auch Hummeln gehö­ren dazu“, so Kay Meister von der SPD-GRÜNE-Fraktion. „Laut Roter Liste sind in Sachsen 62 Arten schon aus­ge­stor­ben oder ver­schol­len. 82 Arten sind vom Aussterben bedroht. Noch mal 72 Arten sind stark gefähr­det. Von den 407 bis­her in Sachsen nach­ge­wie­se­nen Wildbienenarten sind 70 Prozent gefähr­det. Damit gehö­ren die Wildbienen auch im Erzgebirge zu den am stärks­ten bedroh­ten Tiergruppen.“

„Die Gründe dafür sind viel­fäl­tig: feh­len­der Lebensraum, weni­ge Blüten, Pestizide. Die land­wirt­schaft­li­che Großraumwirtschaft im Erzgebirge, die unter ande­rem auf Milchproduktion durch Leistungsrinder setzt, ver­ur­sacht bei­spiels­wei­se schon im Frühsommer eine aus­ge­räum­te Landschaft ohne Blüten. Zudem führt die inten­si­ve Mahd mit gro­ßer Technik zur Vernichtung der Insektenfauna auf den Wiesen. Wissenschaftliche Studien haben kürz­lich her­aus­ge­fun­den, dass allein bei der Mahd von einem Hektar Rotklee bis zu 90.000 Bienen sterben.“

Warum sind Bienen gefährdet?

  • Fehlender Lebensraum wegen inten­si­ver Bewirtschaftung von Wiesen und Feldern, weil Flächen ver­sie­gelt wer­den, Totholz ent­fernt wird und etwa Gärten ein­fach „zu auf­ge­räumt“ sind
  • Wenige Blüten und damit Nahrungsmangel – auf abge­wei­de­ten Wiesen und auf kur­zem Rasen blüht nichts, gefüll­te Blumen in Gärten geben weder Nektar noch Pollen
  • Pestizide im Garten und auf Feldern sind für Bienen töd­lich, die „Pflanzenschutzmittel“ stö­ren ihr Orientierungsvermögen und schwä­chen das Immunsystem

Wie kön­nen wir Bienen helfen?

  • Keine Pestizide im Garten verwenden.
  • Blühinseln im Garten belassen.
  • Heimische Pflanzen wäh­len, die bie­nen­freund­lich sind – kei­ne gefüll­ten Blüten.
  • Insektenhotel bzw. Nisthilfen aufstellen.
  • Wasserstelle bie­ten.
  • Honig vom regio­na­len Imker kaufen.
  • Honiggläser nur gespült ins Altglas.

Herzliche Einladung zu den Bienen

Am Sonntag, den 20. Juli 2025, laden wir herz­lich zu unse­rer Veranstaltung „Triff die Kreistagsfraktion bei den Bienen“ ein, von 10 bis 13 Uhr in Marienberg OT Rübenau im Natzschungtal. Mehr Infos folgen.


Zur Person

Kay Meister ist für die SPD-GRÜNE-Fraktion Mitglied der Verbandsversammlung des Zweckverbands Naturpark Erzgebirge/Vogtland. Er ist frei­be­ruf­li­cher Diplom-Biologe und Umweltbildner sowie Kreisnaturschutzbeauftragter.

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Faszinierende Natur im Erzgebirgskreis bei den „Sächsischen Frühlingsspaziergängen“ entdecken – und schützen!

Mehr als 300 Ausflüge bie­tet die Aktion „Sächsische Frühlingsspaziergänge“ in die­sem Jahr, allein 66 davon im Erzgebirge. Veranstaltet wird sie vom Sächsischen Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft gemein­sam mit zahl­rei­chen Partnern. Bis Ende Juni kön­nen Einheimische eben­so wie Touristinnen und Touristen kos­ten­frei an ganz unter­schied­li­chen Touren teil­neh­men, bei denen es zum Beispiel um ess­ba­re Kräuter am Wegrand, Singvögel des Waldes, Fledermäuse, den Purple Path oder natur­na­he Waldbewirtschaftung geht. Alle Wanderungen eint, dass sie in die beein­dru­cken­de und schüt­zens­wer­te hei­mi­sche Natur führen.

„Die beacht­li­che Auswahl im Erzgebirgskreis beweist, dass unser Landkreis noch über zahl­rei­che natur­kund­li­che Kleinode ver­fügt – die es unbe­dingt zu erhal­ten gilt“, so Kay Meister von der SPD-GRÜNE-Kreistagsfraktion. „Die kon­stant hohe Nachfrage nach die­sen Frühlingsspaziergängen zeigt gleich­zei­tig ein­drück­lich, wie wich­tig eine intak­te Natur für den Tourismus im Erzgebirge ist.“

„Schon seit zwan­zig Jahren fin­den sich dan­kens­wer­ter­wei­se etli­che Veranstalterinnen und Veranstalter, die die­se Aktion unter­stüt­zen und dazu bei­tra­gen, immer aufs Neue Menschen von jung bis alt für die Umwelt, die Natur und die Landschaften zu sen­si­bi­li­sie­ren. In unse­rem Landkreis wer­den die Ausflüge von einem brei­ten Spektrum an Aktiven ange­bo­ten, dar­un­ter öffent­lich finan­zier­te Einrichtungen wie der Tourismusverband, Kommunen, der Naturpark Erzgebirge/Vogtland oder der Staatsbetrieb Sachsenforst. Hinzu kom­men Wandervereine, Erzgebirgszweigvereine und Naturschutzverbände. Aber auch Einzelpersonen und Kleinunternehmen wie Wildnisschulen, Naturpädagogen, zer­ti­fi­zier­te Natur- und Wanderführer und ehren­amt­li­che Naturschützerinnen betei­li­gen sich. Sie enga­gie­ren sich für die Natur des Erzgebirges, indem sie etwa ihre Schutzbedürftigkeit ver­deut­li­chen und für den Naturschutz motivieren.“

„Alle Initiativen in die­se Richtung sind unter­stüt­zens­wert“, bekräf­tigt Kay Meister. „Es ist unter ande­rem die Aufgabe des Erzgebirgskreises, gemäß sei­nen Möglichkeiten die gesell­schaft­li­chen Rahmenbedingungen so zu gestal­ten, dass Menschen befä­higt wer­den, sich für die erz­ge­bir­gi­sche Natur beruf­lich oder in ihrer Freizeit einzusetzen.“

Sämtliche Frühlingsspaziergänge fin­den sich in einem Programmheft, das in die fünf Regionen Elbland/Sächsische Schweiz, Leipzig/Westsachsen, Mittleres Erzgebirge/Chemnitz, Oberlausitz sowie Vogtland/Westerzgebirge unter­teilt ist. Bei man­chen Veranstaltungen ist eine Anmeldung erforderlich.

Infos und Programmheft: www.frühlingsspaziergang.sachsen.de


Zur Person:

Kay Meister ist für die SPD-GRÜNE-Fraktion Mitglied der Verbandsversammlung des Zweckverbands Naturpark Erzgebirge/Vogtland. Er ist frei­be­ruf­li­cher Diplom-Biologe und Umweltbildner sowie Kreisnaturschutzbeauftragter.